Mari im Trikot unserer eSport-Akademie und des DFB.
eSport | 22. April 2024, 17:00 Uhr

„Das hat sich richtig gut angefühlt“

Blau-weiße Premiere in Frankfurt am Main: Beim jüngsten Lehrgang der eNationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) repräsentierte Marina Preradović unsere Alte Dame als erste eHerthanerin überhaupt auf dem dortigen Campus. „Den DFB-Campus kannte ich schon ein bisschen und habe mich umso mehr gefreut, dort wieder hinfahren zu dürfen. Und dann noch zur eNationalmannschaft! Dabei noch Hertha zu repräsentieren, ist schon etwas Besonderes. Das hat sich richtig gut angefühlt“, lächelt Mari im Gespräch mit herthabsc.com. Was die eSportlerin vor Ort erlebte, wo die inhaltlichen Schwerpunkte des Lehrgangs lagen und was sie sich für die Zukunft vorgenommen hat, erzählt sie im Interview.

herthabsc.com: Mari, Mitte April warst du beim Nationalmannschaftslehrgang des DFB in Frankfurt am Main – die erste Nominierung in der Geschichte von Hertha BSC eSport. Wie war diese Erfahrung für dich?
Mari: Im vergangenen Jahr durfte ich schon einmal zu einem DFB-Bootcamp für die besten Spielerinnen, der aber noch nichts mit der Nationalmannschaft zu tun hatte. Den DFB-Campus kannte ich daher schon ein bisschen und habe mich umso mehr gefreut, dort wieder hinfahren zu dürfen. Und dann noch zur eNationalmannschaft! Es waren noch ein paar andere Mädchen dabei, eines davon sein zu dürfen und dabei noch Hertha zu repräsentieren, ist schon etwas Besonderes. Das hat sich richtig gut angefühlt (lächelt)!

herthabsc.com: Wie hast du von der Einladung erfahren und was ging dir dabei durch den Kopf?
Mari: Dennis (Krüger, Leiter eSport, Anm. d. Red.) hat mir Bescheid gegeben, vorher hatte ich noch nichts in der Hinsicht gehört, auch nicht von anderen Spielerinnen und Spielern. Ich glaube, ich war eine der Ersten, die eingeladen wurde. Freundinnen und Freunde, zu denen ich direkt Kontakt aufgenommen habe und bei denen ich auch mit Einladungen gerechnet hatte, hatten zu dem Zeitpunkt noch keine. So konnte ich meine Freude erstmal nur mit Dennis und meinem Team teilen (lacht). Die haben sich alle sehr für mich gefreut. Mein erster Gedanke war dann: Und was muss ich da jetzt genau machen?

herthabsc.com: Das interessiert uns auch! Erklär uns doch bitte mal, wie alles genau ablief. Was stand alles auf dem Programm, wo lagen die inhaltlichen Schwerpunkte?
Mari: Erst einmal sind wir komplett mit DFB-Klamotten ausgestattet worden, was schon einmal cool war. Dann ging es darum, gemeinsam Content zu drehen, in erster Linie kleine Challenges. Gerade im Hinblick auf die EM 2024, da war es dann auch wichtig, sich noch einmal mit der Nationalmannschaft auf dem echten Rasen auseinanderzusetzen. Im Anschluss gab es noch ein internes Turnier, bei dem wir mit- und gegeneinander gespielt haben. Es ging insgesamt darum, uns den Zusammenhang zwischen e- und realer Nationalmannschaft und die Herausforderungen aus beiden Bereichen zu verdeutlichen. Und gerade beim Turnier kam bei allem Spaß auch der Wettkampfgedanke deutlich durch! Es war insgesamt eine gute Mischung.

herthabsc.com: Neben dir waren noch sieben Spielerinnen von anderen Clubs eingeladen. Wie habt ihr zusammen harmoniert?
Mari: Einige der Mädels kannte ich schon und hatte mich deshalb schon auf einen lustigen Tag eingestellt, da wir uns alle gut untereinander verstehen. Auffällig fand ich, wie sich die Jüngeren im Vergleich zu uns Älteren bereits durchsetzen konnten (schmunzelt).

herthabsc.com: Apropos durchsetzen: Du und die Mädels vom FOKUS Clan habt einen Achtungserfolg erzielen können, als ihr im Februar die TSG Hoffenheim im DFB-ePokal besiegt habt. Wie schwierig ist es, sich in der Männerdomäne eSport als Frau durchzubeißen? Worauf kommt es an?
Mari: Ich gucke in erster Linie anhand meiner Erfahrungen in der Virtual Bundesliga aus dem Vorjahr darauf. Dort bin ich als einzige Frau zum Einsatz gekommen und das war schon etwas komisch für mich, obwohl die Akzeptanz allgemein wächst und immer mehr Frauen im eSport dazu kommen. Am Anfang war ich wirklich eine der wenigen, die überhaupt im eFootball mitgewirkt haben, neben Lena von Leipzig und Fabienne von FOKUS. Das war schon auch unangenehm, unsere Leistungen wurden anfangs hier und da noch nicht so anerkannt. Mittlerweile hat sich das aber geändert. Der Sieg gegen Hoffenheim hat schon für Aufsehen gesorgt, da haben wir uns als Team einfach super durchgesetzt und sind stolz auf unsere Leistungen und das Weiterkommen. Ansonsten gibt es viele positive, viele negative Meinungen – beide gehen an mir persönlich vorbei, da ich einfach nur darauf achte, wie ich mich fühle.

herthabsc.com: Neben deiner Rolle als Spielerin bist du auch Content Creator für unsere Alte Dame. Was macht dir insgesamt mehr Spaß: Zu streamen und Inhalte aufzunehmen oder mit den eSport-Jungs zu zocken?
Mari: Das ist immer sehr abhängig davon, in welchem Monat wir uns befinden! Wenn EA FC frisch auf dem Markt ist, will ich immer unbedingt Content machen. Als die aktuelle Variante rausgekommen ist, war ich für einen Monat eigentlich jeden Tag sechs bis acht Stunden live. Es gab so viel Neues, nicht nur der Name – die ganzen Spielerinnen, die neu hinzugekommen sind und beim Ultimate Team erstmals mit den Männern kombiniert werden konnten, waren für mich megainteressant. Dadurch war diese Phase für mich auch viel contentreicher als im Vorjahr. Irgendwann hat es sich dann gedreht, ich habe mir das Spiel aus eSport-Sicht genauer angeschaut und spiele auch privat viele Turniere mit.

herthabsc.com: Die eFootball-Saison ist beendet. Wie geht es für dich persönlich nach dem DFB-Lehrgang weiter? Was hast du dir für die Zukunft vorgenommen?
Mari: Für den Sommer habe ich mir vorgenommen, in Sachen Content in eine neue Richtung zu gehen. Ich streame aktuell nur EA FC und möchte die Pause einmal nutzen, mich auf einige neue Spiele einzulassen. Ich denke auch über IRL-Streams nach, also darüber, einfach mal meinen Alltag zu teilen. Auf dem Fußballplatz livezugehen, realen Content aus meinem Sommer und unserem gemeinsamen Alltag im eSports-Raum zu machen, zu zeigen, was die Jungs da so fabrizieren und private Einblicke zu teilen – da habe ich Lust drauf und das ist mein nächstes Ziel!

von Benjamin Herzig, Konstantin Keller